Testament von Achatz Zeller, Ratsmitglied und Bürger von Straubing, 18.06.1509

Stadtarchiv Straubing

Beschreibung

In seinem Testament erläutert Achatz Zeller seinen Letzten Willen. Er gibt unter anderem an, dass er zur Zeit etwas krank und schwach, aber sonst von "freiem gutem willen" und selbst dazu mächtig ist, sein Testament zu erklären. Als erstes möchte er, dass nach seinem Tod seine Geschäftsherrn verständigt werden, die für die Durchführung seines Letzten Willens Sorge tragen. Unter anderem wünscht sich Zeller, dass nach seinem Tod ein Psalter für ihn gelesen und er nach einer Prozession in der Karmelitenkirche im Grab seiner Eltern beigesetzt wird. In allen Straubinger Kirchen sollen Messen für ihn gelesen werden. Jeder, der an seiner Beerdingung mitwirkt, soll von seinen Geschäftsherren einen Wiener Pfennig erhalten. Bei seiner Beerdigung sollen "vier Straubinger tuech" mitgetragen werden, die dann an arme Leute verteilt werden sollen. Weiterhin sollen von seinen Geschäftsherren 2 alte Frauen oder Betschwestern versorgt werden, die 4 Wochen auf das Grab gehen sollen. Überdies spendet er für diese 4 Wochen 20 Pfund Wachs für 20 Kerzen und ein ewiges Licht. In St. Jakob und im Karmelitenkloster sollen an verschiedenen Jahrestagen seines Todes und am Todestag seiner Frau Anna Zeller, Vigilien, Messen und Seelämter gefeiert werden, wofür jeder Priester 10 Wiener Pfennige, jeder Schüler eine Semmel und jeder mitfeiernde arme Mensch einen "haller" bekommen soll. Um dies zu finanzieren vermacht Zeller dem Kloster sein Gut in Hermannsdorf samt Diensten und Gülten. An seinem Jahrtag soll überdies ein Schaff Korn an arme Leute durch den ältesten Zeller gespendet werden. Zu diesem Zweck richtet Zeller eine jährliche Gült von einem Schaff Korn aus seinem Hof in Schambach ein. Im Falle des Aussterbens der Linie Zeller, soll der Rat der Stadt diese Spende aufrechterhalten. Im Testament wird erwähnt, dass es ein letzter Wille seiner Eltern war, jährlich einer armen Straubinger Bürgerin mit einer Spende von 6 Pfund Regensburger Pfennige eine Heirat zu ermöglichen. Dies sollte immer der älteste Zeller verantworten. Achatz gibt in der Urkunde zu, dass er dies in der ganzen Zeit, als er der älteste Zeller war, wegen der Kriege und anderen Sachen nicht oft gemacht hat. Um sein Gewissen rein zu waschen und damit über die Familie nicht schlecht geredet wird, stockt er diese Stiftung um 1 Pfund Regensburger Pfennige aus seinem Hof in Schambach auf 7 Pfund Regensburger Pfennige auf. Als Nächstes vermacht Zeller 50 Gulden an St. Jakob, 10 Gulden an St. Peter, 15 Gulden an die Spitalkirche und jeweils 5 Gulden an St. Veit, St. Nikola und St. Michael. Die Bewohner des Sondersiechenhauses, des Blatternhauses und die Bedürftigen im Spital sollen sich ebenfalls 5 Gulden aufteilen. Dem Blatternhaus richtet Zeller eine jährliche Gült von 1 Schaff Korn aus seinem Hof zu Schambach ein. Unter den Hausarmen der Stadt Straubing sollen nach seinem Tod 20 Schaff Korn und 4 Schaff Weizen verteilt werden. Die Hausarmen sollen für diese Spende darum gebeten werden, für die arme Seele von Achatz Zeller zu beten, etc. Erasm Zeller, der Bruder von Achatz, ist nach dem Tod des Ausstellers der älteste Zeller. Er soll nach dem Willen des Ausstellers dessen Daumenring mit dem "durckistain" und den Weingarten in Demling am Scheienperg erhalten und weitervererben dürfen. Überdies erhält Erasm den dritten Teil an einem Haus am Eck des Rindermarkts zwischen den Häusern von Thoman Fragner und in der Gasse beim Haus von Wolfganng Mairhofer. Auch dies darf Erasm weitervererben. Seinem Sohn Paul vererbt Achatz Zeller alle seine Bücher, seine "schaf" (wohl Vermögen) und seinen Hof in Burckstal (Burgstall) bei Rinckam (Rinkam) samt Diensten und Gülten, den er von Wolfganng Heysinger erkauft hat. Seine Geschäftsherrn sollen über das Vermögen walten und Paul damit ermöglichen Priester zu werden. Im Falle, dass Paul Priester wird, was sich Achatz wünscht, fällt der Hof an den nächsten Zeller. Im Fall, dass Paul weltlich bleiben und sich verheiraten will, darf er sein Erbe behalten und auch seinen Kindern vererben. In der Urkunde macht Achatz Zeller die Bemerkung, dass er eine weltliche Karriere und eine Ehe seines Sohnes "wiewol ungern" akzeptieren würde. Seiner Enkeltochter in München vermacht er seinen silbernen Becher und das Gewand seiner verstorbenen Frau. Einen weiteren silbernen Becher im Wert von 5 Gulden vermacht er seinem "gfater" (Taufzeugen?) Jorgn Moshamer. Alles was übrig ist soll von seinen Geschäftsherren an all seine Erben aufgeteilt werden. Die Namen seiner Geschäftsherren werden am Schluss der Urkunde aufgezählt. Es handelt sich um seinen Bruder Erasm Zeller und seine Vettern, Ratsmitgliedern und Bürgern von Straubing, Wolfganng Preu und Jorg Lerchenfelder. Für ihre Mühe sollen die Geschäftsherren jeweils 5 Gulden erhalten.

Siegel: Das Siegel von Hanns Lynnsmair zeigt im Schild einen Querbalken mit 3 durchgesteckten Pfeilen. Auf dem Turnierhelm befinden sich 2 Büffelhörner mit 3 Sternen. Das Siegel von Achatz Zeller zeigt einen gequerten Schild. Das Schildhaupt ist gerippt. Im unteren Feld sieht man pyramidal gestapelte Ballen. Auf dem gekrönten Turnierhelm befinden sich Spitzhut und Federbusch.